Egal wie glücklich ich hier in Greifswald bin, egal wie gut ich mich eingelebt habe, wie gut es im Job läuft und wie glücklich ich mit meinem Partner hier bin – manchmal packt mich doch das Heimweh nach dem Süden. Ausgelöst wird das meistens durch total banale Anlässe, einen Artikel den ich irgendwo höre oder ein Sprachfetzen im Dialekt, den ich in der Innenstadt aufschnappe und der einfach total heimisch klingt. Letztens habe ich online dann einen Bericht über das Jubiläum vom Musikverein Zimmern in Rangendingen gelesen – das war ja unser Nachbarort, mein Bruder war auch im Musikverein ich bin eigentlich nur wegen grober Unmusikalität nie Mitglied geworden. Da hat mir schon so ein bisschen im Herzen gezogen, das sag ich euch. Und da habe ich irgendwie überlegt, wie ich mir so ein Stück Heimat je nach oben an die Ostsee holen kann. So ein Dirndl, wie die Damen dort auf dem Bild tragen, hatte ich früher ja auch einmal, das habe ich zu Volksfesten in der Region auch durchaus einmal getragen. Hier oben geht das aber gar nicht, da käme ich mir wie verkleidet vor, darauf habe ich keine Lust, ich bin ja keine Attraktion, die angestarrt werden soll – und das würde ich bestimmt, wenn ich hier mit einem Bündel durch die Straßen der alten Hansestadt gehen würde. Na, aber es muss er nicht Prominenter nur sein. Der Gedanke kam mir gerade letztens, als mit dem Fahrrad auf dem Heimweg war und ein älteres Touristenpaar überholt. Die beiden standen offensichtlich aus Bayern und waren sehr schick gekleidet. Sicher, dem Dasein als Urlauber angemessen, aber was mich besonders fasziniert hat, war die Jacke des Herrn. Das war so eine Art „angetrachtelter“ Blazer – also nicht direkt Tracht, aber mit Trachtenelementen.

Bild: Adam Lederer